Doppelkopf

Gudrun Baudisch

Pöls, Steiermark 1907 - 1982 Salzburg

Doppelkopf

Ausführung: Wiener Werkstätte, Modellnummer 584

Roter Scherben, mehrfarbig glasiert

H 24,8 cm B 17 cm T 13 cm

Marken: Monogramm GB, WW, MADE IN AUSTRIA, 584, 6

Sehr guter Originalzustand

Ausstellungen:

Salzburg, Museum der Moderne Salzburg, "Anti:modern. Salzburg inmitten von Europa zwischen Tradition und Erneuerung", 2016
Wien, MAK, "Die Frauen der Wiener Werkstätte", 2021

Literatur:

vgl. Ausstellungskatalog „Expressive Keramik der Wiener Werkstätte 1917-1930“, Bayerische Vereinsbank, München 1992, Abb. S. 111, Nr. 88
Ausstellungskatalog „Die Frauen der Wiener Werkstätte“, hrsg. von Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier, MAK, Wien 2021, Abb. S. 176, Nr. 28

Während des Ersten Weltkrieges wurde Frauen erstmals ein künstlerischer Bereich zuerkannt, durch den sich ihnen die Chance auf eine qualifizierte und verantwortungsvolle Arbeit im kreativen Sektor bot. 1917 wurde die Künstlerwerkstatt für Keramik der Wiener Werkstätte gegründet und in der Döblergasse Nr. 4 eingerichtet. Zum einen wurde dort Gebrauchskunst hergestellt, zum anderen skulpturale bzw. figürliche Keramik, was ein weiteres „weibliches Novum“ der Wiener Werkstätte war.
Entgegen der traditionellen Formensprache, der sich unter anderem die Firmen Friedrich Goldscheider oder Wiener Keramik bedienten, entwickelten Künstlerinnen wie Vally Wieselthier, Kitty Rix, Susi Singer und Gudrun Baudisch einen expressiv-experimentellen Stil, der sich in der Serie der Frauenköpfe widerspiegelt und von einer völlig neuen und selbstbewussten Auffassung von Form und Glasur zeugt.
Gudrun Baudisch war ab 1926 für die Keramikabteilung der Wiener Werkstätte tätig. Charakteristisch für ihre Köpfe sind die stark geschwungenen Augenbrauen, das flach anliegende, „mondäne“ Haar und die ineinander übergehenden Farbflächen und Farbschattierungen in Blau.
Obwohl die Köpfe in kleinen Serien gemacht wurden, haben sie schlussendlich Unikatcharakter – wurden sie doch alle individuell glasiert und erzielen dadurch ganz unterschiedliche Wirkungen, die von verträumt-sinnlichen bis maskenhaft-anonymen Eindrücken reichen. Gudrun Baudisch verließ 1930 die Wiener Werkstätte.
Eine große Seltenheit stellt der hier präsentierte Doppelkopf dar. Augen und Mund der rechten Figur sind durchbrochen. Das schwarze, gekräuselte Haar sowie die Augenbrauen und -lider sind plastisch fein herausgearbeitet.