Schützenscheibe der Schützengilde der Genossenschaft bildender Künstler, Wien

Fritz Gareis

Wien 1872 - 1925 Wien

Schützenscheibe der Schützengilde der Genossenschaft bildender Künstler, Wien

Teufel

Öl auf Holz

63 x 63 cm

Rechts unten signiert: F. Gareis jr.
Rückseitig signiert: Gareis und auf alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert „275 N“, „77“, „56768-111“ sowie am Holz nummeriert „KH 901“

Die hier präsentierten Schützenscheiben stellen eine sowohl künstlerische
als auch historische Besonderheit dar. Sie dienten der Schützengilde
der Genossenschaft bildender Künstler Wiens als verlockende,
humoristische und heitere Ziele ihrer Schießübungen und dokumentieren
den längst vergangenen geselligen Geist dieser Gilde. Die
Schützengilde hielt ihre Zusammenkünfte seit 1875 im Künstlerhaus
ab (sie hatte hinter der Kneipe ihre Schießstände) und umfasste zirka
28 Mitglieder. Die Mitgliedschaft bestand stets auf Lebenszeit. Als
Anwärter konnte man den wöchentlichen Zusammenkünften bereits
als Gast beiwohnen. Die hier abgebildeten Schützenscheiben gehören
zu den letzten erhaltenen Stücken ihrer Art und stammen aus der Zeit
kurz nach Ende der Monarchie. Mit dem Zweiten Weltkrieg löste sich
die Schützengilde langsam auf und sowjetische Truppen beschlagnahmten
schließlich alle Gewehre, die bis dahin immer im Keller des
Künstlerhauses sorgsam aufbewahrt worden waren. Die Schützenscheiben
wurden von den Mitgliedern der Gilde selbst gestaltet und
zeugen in ihrer Vielfalt von großer Kreativität. Eduard Ameseder, der
1877 bis 1884 die Wiener Kunstakademie besucht hatte, setzte den
Ziegenbock „Zlatorog“ ins Bildzentrum, der der Sage nach Hüter eines
verborgenen Schatzes hoch oben am Triglav war. Josef Straka – an
der Wiener Kunstgewerbeschule und an der Akademie der bildenden
Künste in Wien ausgebildet – platzierte die mythologischen Gestalten
Faun und Nymphe um das Schießscheiben-Zentrum. Andere Künstler
wählten traditionellere Sujets: ein Paar in Tracht, das sich schwungvoll
und gut gelaunt über die Bildfläche bewegt, einen jungen Jäger, der
seiner Herzallerliebsten beim Wasserholen verstohlen ein „Busserl“
gibt, oder eine Jägerin im ausladenden, barocken Kleid, die stolz ihre
Beute – sie hat einen Hasen erlegt – hochhält. Und der Humor kam nie
zu kurz. So präsentiert Fritz Zerritsch der Jüngere zwei kunstsinnige
Paviane auf einer Palme. Der eine, ausgestattet mit einer Farbpalette,
pinselt seinem Artgenossen ein rotes Kunstwerk auf dessen Hinterteil.
Auf der Schießscheibe von Fritz Gareis lacht uns der Teufel hämisch
entgegen. Darunter wird inklusive Wortspielerei verlautbart: „Zu an
orndlich’n Schuß, G’hört ein rascher Entschuß.“ Schließlich bilden die
acht Schützenscheiben ein einmaliges Konvolut, das eine große Rarität
auf dem Kunstmarkt darstellt.