Bratislava 1940
"Schönlinge"
Mischtechnik auf Karton
52,5 x 70 cm
65,5 x 85,5 cm (Außenmaß mit eigenem Passepartout)
Im Bild betitelt, signiert und datiert: SCHÖNLINGE / ATTERSEE / 67
Rechts unten signiert und datiert: ATTERSEE 1967
Rückseitig Etikett der Galerie Klewan
WV Nr. 99
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz
Literatur:
Peter Gorsen "Attersee. Werkverzeichnis 1963-1994 und ein monographischer Essay von Peter Gorsen", Salzburg/Wien 1994, S. 177, Nr. 99
Christian Ludwig Attersee verbrachte seine Jugend in Aschach bei Linz und am Attersee in Oberösterreich, er war einer der großen Segelsportler Österreichs – daher auch das Pseudonym Attersee. Er macht sich nicht nur als bildender Künstler, sondern auch als Musiker, Schriftsteller, Objektmacher, Designer, Bühnenbildner und Filmemacher einen Namen. Attersee gilt aber vor allem als einer der bedeutendsten Vertreter der gegenständlichen Malerei Europas der letzten 50 Jahre. Erste Ausstellungen ab Mitte der 1960er Jahre bringen Erfolg, auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Künstlern wie Günter Brus, Gotthard Graubner, Jörg Immendorff, Markus Lüpertz, Hermann Nitsch, Walter Pichler, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und anderen.
Seit Attersees ersten Gegenstandserfindungen (1964-1966) im Bereich der Erotik und des Alltags gilt er als eigenständiger Mitbestimmer der europäischen Pop-Art. Attersee ist der große Einzelgänger der österreichischen Kunst der 1960er Jahre, Gegenpol zum Wiener Aktionismus. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ist Attersee die Gründerfigur der „Neuen österreichischen Malerei“. 1984 vertritt Attersee Österreich an der Biennale di Venezia. Von 1990 bis 2009 war er Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 2005 wird eine große Attersee-Ausstellung mit neuen Werken im Wiener Kunstforum gezeigt, die im Sommer 2006 in erweiterter Form von der Sammlung Würth, Künzelsau, übernommen wird. 2019 folgt eine umfangreiche Retrospektive im Belvedere 21 in Wien. Auch 2019 wird ihm das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Attersee war mit seinen Arbeiten in über 500 Einzelausstellungen in vielen Ländern Europas und den USA vertreten.1
Das Thema, das Attersee sehr beschäftigt, ist die Schönheit. „Der schönste Mann von Wien“ ist eine Beschreibung, die häufig von Menschen geäußert wird, die Christian Ludwig Attersee seit den 1960er Jahren kennen. Schönheit ist von jeher wichtig für Attersee, sein Streben nach Ästhetik unersättlich.2
„Alles, was er anfasst, soll sich in seine Ästhetik fügen, soll die BetrachterInnen durch schöne Formen und Farben locken. Die Bedeutung seiner Bilder reicht dabei aber tiefer, Kritik an den vorherrschenden Normen der Gesellschaft wird in schöne, popartige Bilder verpackt. So verschiedenartig die Bildkompositionen auch sein mögen, schlussendlich scheint Attersee sagen zu wollen: Schön ist der Mensch nur in Verbindung mit der Natur, kein Lebewesen steht allein da. Und schön macht den Menschen auch seine Leidenschaft. Seine Werke sind so überbordend, weil in ihnem die enge Verstrickung alles Lebens und aller unbelebten Dinge dargestellt ist. Das eine speist sich aus dem anderen, alles fließt ineinander und wächst auseinander heraus.“3
Unser hier gezeigtes Bild aus der Frühzeit des Künstlers ist eine Vorschau für unsere nächste Ausstellung: im Oktober 2023 zeigen wir in der Galerie eine große Soloschau des Künstlers.
1 http://www.attersee-christian-ludwig.at/de/biografie (14.7.2023)
2 Ana Petrovic in: „Attersee-Schönheit“, in: Attersee. Feuerstelle, Wien 2019, S.125-152
3 Ebd.