St. Pölten 1880 - 1939 Salzburg
Zwei schmale Hochkästchen
Buche, Nadelholz, weiß lackiert, schwarze Schmuckleisten, facettiertes Glas, Schuhe aus gehämmertem Messing
H 181 cm, B 40 cm, T 46 cm, Kästchen T 25,5 cm
Fachgerecht restauriert, originale weiße Lackierung teilweise ausgebessert, Schmuckleisten neu schwarz gefasst
Teile der Einrichtung befinden sich im Landesmuseum Niederösterreich.
Provenienz:
Villa Godderidge, St. Pölten, Viehofen, Austinstraße Nr. 89
Literatur:
vgl. Das Interieur, Bd. XIII, Wien 1912, Abb. S. 49
Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Österreichische Kunsttopographie. Die Kunstdenkmäler der Stadt St. Pölten und ihrer eingemeindeten Ortschaften, Bd. LIV, Horn 1999, Abb. S. 547, Nr. 688
Hans Ofner wurde am 28. April 1880 in St. Pölten geboren. Schon während seiner Schulzeit war seine Begabung für das Freihandzeichnen zu erkennen. Im Sommer 1903 besuchte er die Vorbereitungsschule an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Willibald Schulmeister und Carl Otto Czeschka. Von 1903 bis 1906 studierte Ofner bei Josef Hoffmann (Fachschule für Architektur) und zwischen 1904 und 1906 bei Adele von Stark (Spezialatelier für Email). Später wurde er gern der „begabte Hoffmann-Schüler“ genannt. Hoffmann beschrieb Ofner als sehr fleißig und geschickt und hielt 1906 bei der Charakterisierung von dessen Tätigkeit fest: „Entwerfen und Ausführen von Möbeln und kunstgewerblichen Objekten wie Schmuck, Einbände, Lederwaren, Stickereien u.s.w. Arbeitet die meiste Zeit selbständig.“ In den Vorkriegsjahren war Hans Ofner als Architekt sehr erfolgreich. 1905 präsentierte er in den St. Pöltner Stadtsälen kunstgewerbliche Objekte. 1908 stellte er in der Galerie Zimmermann in München und auf der Wiener Kunstschau
aus und 1909 bei der Internationalen Kunstschau, ebenfalls in Wien.
Im Jahr 1911 entstanden in St. Pölten zwei komplette Villeneinrichtungen nach Entwürfen von Hans Ofner. Ein ehemals als Fabrik genütztes Gebäude der Weicheisengießerei Gasser wurde von Ofner im Auftrag des Fabrikanten Schießl zu Wohnzwecken umgebaut. Er entwarf auch die Villeneinrichtung des Spitzenfabrikanten Fred Godderidge. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war es für Ofner nicht einfach, an seine künstlerische Karriere aus der Zeit vor dem Krieg anzuschließen. Er konnte in den frühen 1920er Jahren jedoch einige kleinere Erfolge erzielen. 1927 heiratete Ofner die um drei Jahre jüngere Elise Winkler. Es folgten gemeinsame Wohnsitze in Dürnstein und Salzburg, wo Hans
Ofner 1939 verstarb.1
Die hier gezeigten Möbel sind Teil der Einrichtung für die Villa des Spitzenfabrikanten Fred Godderidge. Wir besitzen weitere hochkarätige
Möbelstücke aus der Villa Godderidge, die wir im Zuge unserer Ausstellung „Josef Hoffmann Hans Ofner“ 2022 prominent ausgestellt und
publiziert haben.
1 Die Biografie von Hans Ofner basiert auf: Ausstellungskatalog „Der St. Pöltner Jugendstilarchitekt Hans Ofner 1880–1939“, Stadtmuseum St. Pölten, St. Pölten 1989, S. 4ff