Wien 1928 - 2000 An Bord der Queen Elizabeth II
"Vapeur dans la Vallée Verte" (Dampfer im grünen Tal)
Aquarell auf Papier mit unregelmäßigem Rand auf Leinwand, grundiert mit Kreide, Zinkweiß und Fischleim
40,6 x 40,7 cm
Rückseitig nummeriert, signiert, datiert, bezeichnet und betitelt: 249 / HUNDERTWASSER / 1956 Paris / "Vapeur de la vallée verte"
Fürst WV Nr. 249
Das Werk ist im Hundertwasser-Archiv unter der Nummer 249 registriert.
Provenienz:
Galerie Lara Vincy, Paris
Privatsammlung, Frankreich
Ausstellungen:
Hannover, Kestner-Gesellschaft, 1964
Paris, Musée d'Art Moderne,1975
Luxembourg, Musée de l'Etat, 1975
Marseille, Musée Cantini & Le Caire, 1975
Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, 1976
Dakar, Musée Dynamique, 1977
Montreal, Musée des Beaux-Arts, 1977
Brüssel, Palais des Beaux-Arts, 1978
Literatur:
Arte figurativa, Mailand 1962, S. 60, no. 57
Ausstellungskatalog „Hundertwasser. Vollständiger Œuvre-Katalog mit 100 farbigen Reproduktionen“, hrsg. von Kestner-Gesellschaft, Hannover 1964, S. 141, Nr. 249
Ausstellungskatalog, "Austria presents Hundertwasser to the Continents,
Musée de l’Etat, Luxemburg; Musée Cantini & Le Caire, Marseille, 1975, Abb. S. 193
Ausstellungskatalog, "Regentag" (Wanderausstellung: L’Autriche présente Hundertwasser aux continents), Musée d’Art Moderne, Paris 1975, Kat. Nr. 249, Abb. S. 291
Ausstellungskatalog, "Austria presents Hundertwasser to the Continents", Statens Museum for Kunst, Kopenhagen; Musée Dynamique, Dakar, Musée des Beaux-Arts, Montréal; Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 1976-1978, Abb. S. 291
Wieland Schmied, Hundertwasser 1928–2000. Werkverzeichnis. Bd. I, Wien/Köln 2000, Abb. S. 99
Andrea Christa Fürst, Hundertwasser 1928-2000. Werkverzeichnis - Catalogue Raisonné. Bd. II, Köln u.a. 2002, Abb. S. 308, WV Nr. 249
Friedensreich Hundertwasser ist zeit seines Lebens ein Reisender und behält dabei besonders die nautische Romantik der Kinderzeit, das Bootfahren und erste Eindrücke von der Adria stets im Herzen.
"Bevor ich in die Schule ging, sah ich Dampfer auf dem Meer mit Rauch, der senkrecht hinaufstieg, und ich wollte wieder Schiffe malen, wenn ich nicht mehr in die Schule muß." 1)
Erste Erfahrungen zur See macht der Künstler 1956, als er mit seinem Freund Hans Neuffer auf der "SS Bauta" anheuert, einem estnischen Schiff, das unter liberianischer Flagge vom schwedischen Söderhamn bis in den englischen Hafenort Hull fährt. Lebenslang begleitet Hundertwasser eine intensive Beziehung zum Element Wasser. 1968 trifft der Künstler auf sein zukünftiges Boot, einen alten Salzfrachter, den er herrichtet und in "Regentag" umbenennt. Nachdem er das Kapitäns-Patent erworben hat, lässt er das Schiff nach Neuseeland überstellen und lebt zeitweise darauf. So tauchen immer wieder Boote und Dampfer in seinem Œuvre auf, sie faszinieren und inspirieren ihn ein Leben lang, sie sind ihm aber auch Sinnbild für unsere Reise durch das Leben.
Wir sehen in diesem wundervollen frühen Werk einen Dampfer, der den gesamten unteren Bildrand einnimmt. Darüber eine Spiraloid-Landschaft mit einem grünen, doppeläugigen Gesicht, das aus einer Fensteröffnung im Zentrum des Spirallabyrinths blickt. "Vapeur dans la vallée verte" – eigentlich: Dampf im grünen Tal – heißt das Bild, und es dampft nicht nur aus den Schornsteinen des Schiffes, sondern auch links vom Gesicht ist eine dampfartige Wolkenformation zu sehen. Das Aquarell ist im Februar 1956 im Pariser Atelier des Künstlers Akira Kito entstanden, kurz vor dem Abenteuer auf der "SS. Bauta". Kito war ein japanischer Maler, den Hundertwasser in Paris kennengelernt hatte und mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Spirale, Schiff, Fenster und Gesicht sind wichtige und immer wiederkehrende Symbole im Werk Hundertwassers, ebenso wie seine Vorliebe für leuchtende Komplementärfarben, in diesem Fall Rot und Grün, die seine Kompositionen bestimmen und mit ihrem starkem Kontrast zu faszinieren vermögen.
Mit wundervollen Werken wie diesen nimmt der Künstler den Faden wieder auf, den er "als Sechsjähriger hatte, als [er] einen Dampfer aus Sand bildete, mit Dampf aus Watte." 2) Und gleichzeitig versinnbildlicht es seinen Traum "dort fortzusetzen, wo man als Kind zu träumen aufzuhören gezwungen wurde." 3)
1) Walter Koschatzky, Janine Kertész, Friedensreich Hundertwasser. Das vollständige druckgraphische Werk 1951-1986, Zürich 1986, S. 204
2) Georgia Illetschko, Planet Hundertwasser, München-London-New York 2012, S. 115
3) ebd.