"Horizont"

Hans Bischoffshausen

Feld am See 1927 - 1987 Villach

"Horizont"

Zellzement und Goldlack auf Holzspanplatte

30 x 30 cm

Rückseitig bezeichnet: Bischoffshausen/ 1971/ WIEN/ "HORIZONT"/ 30 x 30 cm/ Cell-Zement/ Goldlack
Rückseitig Klebeetikett: HVB

Literatur:

vgl. Ludwig Riedmann (Hg.), Bischoffshausen, Klagenfurt 2008, Abb. S. 66

Im Jahr 1959 übersiedelte Hans Bischoffshausen in die damalige Welthauptstadt der Kunst, nach Paris. Hier fand er Anschluss an die europäische Avantgarde und schuf ab 1960 etwa 200 Reliefbilder, monochrome Strukturreliefs, die seinen internationalen Ruhm als einer der „wenigen österreichischen künstler, die die entwicklungsspitze der zeitgenössischen kunst mitformulierten“1, begründeten. Bischoffshausens produktive Pariser Werkphase war von einer generellen Tendenz zur Reduktion bestimmt: Zeit und Raum beschäftigten ihn. In der Wahl seiner bildkünstlerischen Ausdrucksmittel und Materialien exerzierte Bischoffshausen einen Purismus, der Rhythmus, Form, Zeichen, Struktur, Farbe und Material gleichermaßen umfasste. Strukturbildende Elemente, Vertiefungen, erhabene Strukturen, runde Druckstellen oder Lineaturen wurden auf einem bewusst monochrom gehaltenen Grund in Serie platziert. In diesem Zusammenhang lotete Bischoffshausen die Grenzen der Sichtbarkeit aus: „Ein Galerietrottel sagte zu mir: Was wollen Sie? Was Sie machen, ist das Ende der Malerei“, schrieb er in einem Brief an seine Schwiegereltern. Und weiter: „Sie irren sich, habe ich geantwortet, hier beginnt die moderne Malerei überhaupt erst.“2
Nach seiner Rückkehr nach Österreich – 1971 nach Wien, ein Jahr später nach Villach – wandte sich Hans Bischoffshausen von der unbunten Farbe Weiß ab. Sein künstlerisches Credo „Ich treibe die Askese des Weiß bis zum Ende“ verlor interimistisch seine Gültigkeit, Reliefbilder in Gold und Rot entstanden. Viele dieser ausschließlich goldenen Bilder aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre knüpfen noch stark an Bischoffshausens Pariser Schaffenszeit an. „Gold strahlt auch noch im Dunkeln“3, konstatierte Hans Bischoffshausen gegenüber Arnulf Rohsmann 1977, also zu einem Zeitpunkt, als der „unikale“4 Ausnahmekünstler de facto bereits blind war.
1 vgl. Arnulf Rohsmann, „hans bischoffshausen (1927–1987)“, in: Ludwig Riedmann (Hrsg.), Bischoffshausen, Klagenfurt 2008, S. 3–5, hier: S. 4
2 Andrea Schurian, „Hans Bischoffshausen: ‚Ich treibe die Askese des Weiß bis zum Ende‘“, in: Der Standard online vom 21.10.2015 [Zugriff: 29.6.2022]
3 Arnulf Rohsmann, Bischoffshausen. Struktur – Monochromie – Reduktion, Klagenfurt 1991, S. 92
4 vgl. Arnulf Rohsmann, „hans bischoffshausen (1927–1987)“, in: Ludwig Riedmann (Hrsg.), Bischoffshausen, Klagenfurt 2008, S. 3–5, hier: S. 5