"Anthurienblüte"

Cornelius Kolig

Vorderberg/ Gailtal 1942 - 2022 Vorderberg/ Gailtal

"Anthurienblüte"

Acryl auf Hartfaser

ca. 195 x 127 cm

Provenienz:

Galerie Carinthia, Sammlung Bohunovsky Bärnthaler, 1991
Privatsammlung, Kärnten

Literatur:

Cornelius Kolig. Flush, Neue Arbeiten für das Paradies, 1985-1990, Klagenfurt 1990, Abb. S. 170

Cornelius Kolig, ein konsequenter, kompromissloser und visionärer Exponent der österreichischen Kunst der Nachkriegsmoderne, starb 2022 im Alter von 80 Jahren im „Paradies“ in Vorderberg im unteren Gailtal. Seit 1979 im südlichsten Kärnten, unweit der Grenze zu Italien, auf einem 5.000 m2 großen Areal errichtet, ist das „Paradies“ nichts weniger als das beeindruckende künstlerische Vermächtnis des zweifachen Biennale-Teilnehmers Cornelius Kolig. Kein „Paradies“ im religiösen Sinne, vielmehr ein sinnlicher Hortus conclusus, ein singuläres, räumlich komplexes, durch den Standort determiniertes Lebens- und Gesamtkunstwerk, Werkstatt, Produktionsort, Schaudepot, Archiv, Friedhof und Garten gleichermaßen. 1970 und 1972 wurde Koligs Kunst auf der 35. und 36. Biennale von Venedig präsentiert, 1975 war er einer der drei österreichischen Vertreter auf der XIII. Biennale von São Paulo. Exemplarisch für den performativen Ansatz, der sich wie ein roter Faden durch Koligs gesamtes OEuvre zieht, stehen die Wolken-, Berg- und Blumenbilder des Künstlers: Über eine in der freien Natur installierte Außenkamera wurden Videozuspielungen an einen Monitor in der Werkstatt transmittiert, dessen Bildausschnitte sodann von Cornelius Kolig auf die Leinwand übersetzt wurden. Seit 1980 fungierten Blumen und Schmetterlinge des „Paradieses“ als omnipräsente Reizspender für Cornelius Koligs Malerei (im Raum). Bildartige Blumenreliefs, meist aus farbintensiven, fleischlichen, aber duftlosen, künstlichen Blütenformen komponiert, verweisen auf die Grundausstattung tradierter Paradiese. Von 1986 bis 1990 entstand eine Reihe von Palettenbildern, Anthurienblüten, Anthurienpaletten, Herzpaletten und Insektenflügelbildern in leuchtenden Farben; berauschende und betörende Signale als Werbung für den Befruchtungsvorgang. Diese Bilder haben den Umriss von großen Paletten, Blüten und Flügeln und sind eigentlich Skulpturen. Bildträger ist immer eine Platte, die durch Holzleisten versteift wird. Das ausgestellte Bild „Anthurienblüte“ ist eine Arbeit mit großer Ausstrahlungskraft und heute bereits von großer Seltenheit. Es ist im Buch „Cornelius Kolig: ‚FLUSH‘. Neue Arbeiten für das Paradies 1985–1990“ abgebildet.