Tulln 1890 - 1918 Wien
Sitzender Akt von vorne
Schwarze Kreide auf Papier
42,5 x 20,3 cm
Kallir WV Nr. 2042
Rückseitig Studie von Augen und Nase
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz
Auktion Gutekunst & Klipstein, Bern, 6. Juni 1957, Sale 87, Lot 655
Frank Perls, Beverly Hills
Felix Landau Galerie, Beverly Hills
Privatsammlung, USA
Auktion Sotheby’s, New York, 14. Mai 1986, Sale 5455, Lot 129
Privatsammlung, USA
Privatsammlung, Wien
Literatur:
Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works. Erweiterte Auflage, New York 1998, Abb. S. 586, WV Nr. 2042
Nebenstehende Darstellung zeigt eine sitzende Frau in frontaler Ansicht, ihren Blick in die Ferne gerichtet. Die rechte Hand zum Kinn geführt, ruht ihr Ellenbogen auf ihrem angewinkelten, rechten Bein. Der rechte Stiefel sowie ihr linker Arm sind nur angedeutet wiedergegeben. In unterschiedlicher Dichte und Stärke im Auftrag führt Schiele die schwarze Kreide und erzeugt mit seiner, für diese Zeit typischen, konvexbogigen Umrissführung und durch geschickt gesetzte Konturen Körperlichkeit und Volumen. Die hohe künstlerische Qualität der Zeichnung ist besonders an der Darstellung des Gesichts erkennbar. Das in manierierter Linienführung wiedergegebene lockige Haar geht dabei fließend in den Nasenansatz über. Mit sicherem Strich fasst Schiele Kinn und Wangen ein, zart erfolgt der Schwung der Lippen und Nasenflügel. Arbeiten wie diese, die am internationalen Kunstmarkt sehr gesucht sind, zeigen die herausragende Begabung dieses "genialsten Zeichner aller Zeiten".1
1 Otto Benesch in: Rudolf Leopold, Egon Schiele. Gemälde. Aquarelle. Zeichnungen, Salzburg 1972, S. 8