Wien 1870 - 1945 Wien
Landschaft mit Bach in Niederösterreich
Öl auf Leinwand
32,5 x 55,5 cm
Links unten signiert: FERDINAND/ BRUNNER
Provenienz:
Privatsammlung, Österreich
Ferdinand Brunner legte sein künstlerisches Credo in einem Brief an einen Malerkollegen unmissverständlich nieder: „Ich möchte davon absehen, einzelne meiner Bilder als ‚Hauptwerke‘ zu bezeichnen, da allen die immer gleiche Bemühung innewohnt, der unerreichbaren Verbindung von Wahrheit und Schönheit nahezukommen. So bin ich
wohl Naturalist in meiner Ehrfurcht vor der wahren Form, und trotzdem ebenso als Romantiker anzusprechen, weil alle meine Landschaften einen ganz bestimmten Sinn zeigen: Weite, Einfachheit und Frieden.“1 Brunners künstlerisches Glaubensbekenntnis korreliert unzweifelhaft mit seiner genuinen Selbstcharakterisierung: „Ich bin ein Mensch,
der gerne abseits geht, der die Ruhe und Einsamkeit liebt, der die Augen zudrücken und die Ohren verschließen möchte vor allem, was ihm in unserem modernen Leben und Treiben nicht gefällt [...]“2. Ferdinand Brunner fand seine Bildmotive in den Landschaften Ober- und Niederösterreichs, Böhmens und Ungarns. Er verstand sich dabei nicht als minutiöser Topograf im Stil eines Rudolf von Alt, im Gegenteil, seine Bildtitel sind meist allgemein gehalten und bieten selten genauere Anhaltspunkte zur Lokalisierung der dargestellten Sujets. Brunners bildimmanentes Streben nach Ruhe, Klarheit und Harmonie verlangte nach einfachen, von allen lauten, überflüssigen Details
geläuterten Motiven großzügiger, weiter Landschaften. Figürliche Staffagen fnden sich hier ebenso wenig wie dramatische Naturszenerien. Dieser „künstlerischen Ökonomie“, dem Postulat des von Brunner sogenannten „gedrängten Motivs“3, zollte der Maler durch die Betonung der Fläche, seine beruhigte Formensprache und die Verwendung einer reduzierten, in sich fein nuancierten Farbpalette eindrucksvoll Tribut. Brunners Lichtregie generierte im sanften Zusammenspiel mit dem gedämpften Farbkolorit eine wohltemperierte Diffusität, die seine Gemälde zu durchdringen scheint und deren poetische Gesamtidee virtuos unterstreicht. Der Betrachter wird dazu angehalten, eine gebührende Distanz zu diesen kontemplativen, stimmungsvollen Bildern zu wahren.
1 Heinrich Fuchs, Ferdinand Brunner. Malerischer Entdecker des Waldviertels,
Wien 1979, S. 9
2 ebd., S. 7
3 vgl. ebd., S. 9