Ohne Titel

Bruno Gironcoli

1936 Villach - 2010 Wien

Ohne Titel

Metallpulverfarbe, Tusche und Mischtechnik auf karierten Linienspiegeln auf Hartfaserplatte

106,8 x 145 cm (Blatt)
114 x 160 cm (Hartfaserplatte)

Unten Mitte signiert: B. Gironcoli

Literatur:

vgl. Ausstellungskatalog, "Bruno Gironcoli. In der Arbeit schüchtern bleiben", hrsg. von Manuela Ammer, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien 2018, Abb. S. 136ff.

Auf der heterogenen Spielwiese der zeitgenössischen Kunst nimmt Bruno Gironcoli mit seiner unverwechselbaren, kryptischen Formensprache eine monolithische Stellung ein. Sein singuläres Oeuvre manifestiert sich abseits von dreidimensionalen plastischen Äußerungen – von den frühen fligranen Drahtobjekten über Polyesterarbeiten bis hin zu den gigantomanischen Skulpturen der letzten beiden Lebensjahrzehnte – in einem umfangreichen Werk von Zeichnungen und Arbeiten auf Papier.
Bruno Gironcoli entwickelte verschiedenste Module, die er für seine Plastiken, Mischtechniken und Zeichnungen in immer neuen Zusammenstellungen variierte. „Murphy“, nach einer Romanfgur von Samuel Beckett, als individuelle künstlerische Interpretation der menschlichen Figur, Babys, Engerlinge, Trauben, Weinblätter, Ähren, Löffel, Teller, Spiralen, Voluten, phallische und vaginale Formen konstituierten den Kern von Gironcolis künstlerischem Vokabular. Zu ihm gesellten sich die zentralen Themenkreise: KörperlichkeitSexualität, Fruchtbarkeit, Gebären, Vater-Mutter-Kind, MännlichesWeibliches-Androgynität, zwischenmenschliche Beziehungen. Bruno Gironcolis bildhauerische Manifestationen und Grafken ergänzen sich wechselseitig. Werner Hofmann glaubte sich durch Gironcolis gleichermaßen grotesk und surreal anmutende bühnenhafte Szenerien in die „Remise eines Vergnügungsparks für Androiden versetzt“1.
1 Werner Hofmann, „Riesenspielzeuge“, in: Bettina M. Busse (Hrsg.), Bruno Gironcoli. Die Skulpturen 1956-2008, Ostfldern 2008, S. 8-10, hier: S. 9