Silvesternacht

Erika Giovanna Klien

Borgo Valsugana/Trentino 1900 - 1957 New York

Silvesternacht

Öl auf Papier auf Leinwand

46 x 31,1 cm

Provenienz:

aus dem Nachlass der Künstlerin
Privatbesitz, Europa

Ausstellungen:

Wien, Museum moderner Kunst Wien, „Erika Giovanna Klien 1900–1957“, 1987
Wien, Belvedere, „DYNAMIK! Kubismus, Futurismus, KINETISMUS“, 2011
Wien, Galerie Kovacek, „Erika Giovanna Klien. Wiener Kinetismus“, 2022

Literatur:

Marietta Mautner Markhof, Gemäldegalerie Michael Kovacek (Hg.), Erika Giovanna Klien, Wien 1900-1957 New York, Wien 2001, Abb. S. 25, Nr. 1
Marietta Mautner Markhof, Erika Giovanna Klien 1900-1957, Ausstellungskatalog Museum moderner Kunst Wien, Wien 1987, Abb. S. 76, Nr. 27
Ausstellungskatalog "Wiener Kinetismus. Eine bewegte Moderne" hrsg. von Husslein-Arco, Bast, Krejci, Erkner, Belvedere Wien 2011, S. 178
Kohlbacher/Wienerroither Hg., Moderne Kunst X, Bd. 11, Wien 2007, Kat. Nr. 19
Ausstellungskatalog „Erika Giovanna Klien. Wiener Kinetismus“, hrsg. von Sylvia Kovacek GmbH, Wien 2022, Abb. S. 29

Die Szene war ursprünglich nach den an Wirtshaustischen sitzenden Gestalten betitelt. Die geometrisierende Bildgliederung, die das lnventar eines Trinkgelages und die Figuren durchdringt, die teilweise Verdoppelung der Formen, die das Bild zusammensetzen, sowie die schrillen Kontraste der Farbgebung, die zu einem teilweise halluzinatorischen Abstrahlungseffekt mancher Formteile führen, sind Merkmale der kubofuturistischen Malerei, die zwischen 1911 und 1914 unter Umgehung Österreichs ihren Siegeszug in Europa angetreten hatte. Auf dem Weg Franz Cizeks und seiner StudentInnen, darunter Klien, zur Kunst des so genannten Wiener Kinetismus wurde dieses Idiom unter dem Motto „Raumteilung“ im Unterricht an der Wiener Kunstgewerbeschule erst nach dem Ende des 1. Weltkriegs mit Begeisterung geübt. Das rauschhafte Erlebnis steigert sich so zur Suggestion des Schwankens. Umgekehrt gewinnt die avantgardistische Stilform durch die Dank zahlreicher Flaschen und Gläser erkennbare Thematik an Überzeugungskraft – ein Umstand, der, gemessen an der österreichischen Bildkultur der frühen 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, für einen Betrachter damals nicht unwichtig gewesen sein kann.
Unter den erhaltenen Aquarellstudien dieser Thematik, in denen Klien eine Gruppe Karten spielender, rauchender und trinkender Personen aus dem Freundeskreis ihres Bruders Gunther Klien portraitierte, befindet sich ein Sylvesternacht betiteltes und 1921/22 datiertes Blatt. Von daher begründet ist die Übernahme dieses Titels für das Ölbild, auf dessen Rückseite vor Anbringung der Leinwanddoublierung die Signatur der Künstlerin und das Datum 1921 zu lesen war.