Wien 1876 - 1945 Wien
Schreibtisch
Ausführung: Anton Pospischil, Wien, Tapeziererarbeiten: Leopold Loevy, Wien
Nussholz, Einlegearbeiten, Messingbeschläge, Lederauflage
H 77,8 cm, B 164 cm, T 81 cm
Ein alter Schlüssel vorhanden.
Provenienz:
Aus der Wohnung von Oberstabsarzt Hans Scheidl, Wien
Literatur:
Das Interieur, Bd. XIII, Jahr 1912, Abb. Tafel 69
Robert Oerley wurde 1876 als Sohn eines Möbelerzeugers in Wien geboren. Im väterlichen Betrieb begann er früh das Tischlerhandwerk zu erlernen, das er bald mit der Gesellenprüfung abschloss. Künstlerisch außerordentlich begabt und interessiert, besuchte er vier Jahre lang die Kunstgewerbeschule in Wien, wo er die Fächer Malerei, Grafik,
Kunstgewerbe und Architektur belegte. Nach seiner Rückkehr von einer zweijährigen Studienreise widmete er sich der Aquarellmalerei und dem Zeichnen, während er sich autodidaktisch auch in Architektur weiterbildete und die Baumeisterbefugnis erlangte. Schon bald erwarb sich Oerley einen Ruf als eigenständiger Architekt, der in seinem Schaffen den Grundsätzen von Funktionalität und Rationalität folgte, aber ebenso Tradition und Individualität berücksichtigte. Unter zahlreichen Villenbauten, Innenraumgestaltungen, Möbelentwürfen, Denkmälern, Grabmalen und verschiedenen öffentlichen Arbeiten sticht die Errichtung des Sanatoriums Luithlen (1908) als eines der frühesten ornamentlosen Bauten Wiens hervor. Prinzipien der Vernunft und der Einfachheit hatten schon Oerleys gestalterische Anfänge im Möbeldesign geprägt. 1935 entwarf er die Wohnungseinrichtung für Richard Strauss. Zu den vielen Ämtern, die Robert Oerley bekleidete, zählen die Präsidentschaft der Wiener Secession (1912) und die Präsidentschaft des
Österreichischen Werkbundes (1920). Knapp nach Kriegsende 1945 wurde Oerley beim Verlassen der Secession von einem Fahrzeug niedergestoßen und erlag seinen Verletzungen.