"Tibetruhe"

Friedensreich Hundertwasser

Wien 1928 - 2000 An Bord der Queen Elizabeth II

"Tibetruhe"

Eitempera und Wasserfarbe auf Papier, grundiert mit Kreide und PV, montiert auf Leinwand

50 x 65 cm

Links unten nummeriert, signiert und betitelt: 514 HUNDERTWASSER 1970 [...] 514 / PARIS 1958 DIPINTO
Rückseitig auf Keilrahmen Galerieetikett und Stempel: Galleria Levi / Milano
Rückseitig auf Keilrahmen Ausstellungsetikett: Studio d'Arte Contemporanea / Roma
Rückseitig auf Keilrahmen nummeriert und datiert: 514 1958 [...] 1970
Rückseitig signiert, bezeichnet und betitelt: HUNDERTWASSER 15P = 65 x 50 cm / SUR PAPIER / TIBET / TIBETRUHE / PAIX AU TIBET
Rückseitig handschriftliche Notiz: 514 "Tibetruhe" / "Peace in Tibet" / HUNDERTWASSER 1958 PARIS / Restored 1970 MARCH / ROMA / TECHNICQUE MIXTE: EGG-WATER-COLOUR ON CHALK-GROUND ON PAPER GLUED ON LINEN WITH POLIVENIL / 50 x 65 cm = 15 P / ATTENTION: WHENEVER THIS PAINTING- / CHANGES HANDS, THE AUTHOR / MR. HUNDERTWASSER MUST BE / INFORMED OF THE NAME AND THE ADRESS OF THE NEW PROPRIETOR / Hundertwasser / Roma 5. MARZO 1970 / HUNDERTWASSER / GUIDECCA 43 VENEZIA

Fürst WV Nr. 514

Provenienz:

Galerie H Kamer, Paris
Claudio Bruni Sammlung, Rom, 1970
Mr. Trappani Sammlung, Venedig
Galleria Internazionale, Mailand
Antonio Boschi Sammlung, Mailand
Galleria Levi, Mailand
Galleria La Medusa, Rom
Agenzia d’Arte Moderna, Rom
vom Vorbesitzer dort erworben 1979

Ausstellungen:

Hannover, Kestner-Gesellschaft, Hundertwasser, 1964, S. 173
Rom, Galleria d’Arte / Istituto Austriaco di Cultura,
Hundertwasser, 1970, cat. 28
Alençon, Musée des Beaux-Arts e de la Dentelle, Hommage à Hundertwasser 1928-2000, 2001, S. 41

Literatur:

Ausstellungskatalog „Hundertwasser. Vollständiger Œuvre-Katalog mit 100 farbigen Reproduktionen“, hrsg. von Kestner-Gesellschaft, Hannover 1964, S. 173, Nr. 514
Andrea Christa Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné,
Cologne 2002, Vol. II, Abb. S. 431, WV Nr. 514
Gisela Rosemann, Sprich ein deutliches Ja, 33 Bausteine für die Firmkatechese, Donauwörth 2003, Abb. S. 48

Friedensreich Hundertwassers Werk „Tibetruhe“ entstand im Jahr 1958. Der Titel steht den tatsächlichen Entwicklungen in Zentralasien entgegen, wo zu dieser Zeit – mit dem Einmarsch Chinas, der Deklaration Tibets als integralem Bestandteil der Volksrepublik und nur einem Jahr vor dem Aufstand für den Dalai-Lama – die Lage höchst angespannt war. Im weit entfernten „La Picaudière“, einem inmitten von Feldern und Wiesen idyllisch gelegenen Bauernhaus in der Normandie, ließ Hundertwasser in leuchtenden Eitempera- und Aquarellfarben, unvermischt nebeneinander aufgetragen und durch tiefes Schwarz effektvoll hervorgehoben, ein friedvoll-ruhiges, äußerst harmonisches und farbkräftiges Bild entstehen. Als aufmerksamer Beobachter des globalen Geschehens und aktiver Zivilisationskritiker negierte er mit dem Titel keinesfalls das zeitgenössische Geschehen. In keinem direkten Verhältnis zum Inhalt stehend, referieren die Werknamen stets vielmehr auf Gedanken und Gefühle des Künstlers während des Malprozesses. Sie visualisieren Klänge oder Laute in unübersetzbarer „Wortmalerei“ oder beziehen sich auch auf die Orte ihrer Entstehung: „Wenn ich male, träume ich ja. Das ist so, wenn der Traum zu Ende geht, erinnere ich mich nicht mehr an das, was ich geträumt habe, das Bild aber bleibt. Es ist das Resultat des Traumes, aber ich kann den Ursprung des Traumes nicht mehr entdecken. Also, wenn der Maler nicht mehr völlig erstaunt ist über das, was er malt, dann ist es kein gutes Bild, denn ich selber möchte mich von meinen eigenen Bildern überraschen lassen. Ich möchte ständig meine eigenen Bilder entdecken. Dadurch schalte ich einen Teil meiner Persönlichkeit aus, es kommt dann von ganz woanders, d.h. ich schalte meinen Intellekt aus, um etwas anderes wirken zu lassen, das von ganz weit herkommt, ganz ganz weit herkommt.“1 Hundertwassers Werke verbildlichen vielmehr Sehnsucht und zeugen zugleich von einem erfüllten Leben: „Ich habe ein festes Gefühl dafür, wie das Leben sein soll und wie das Paradies sein soll. Ich möchte viel lieber in einem Stuhl sitzen und das Paradies betrachten, aber da es sich nicht bilden will, muss ich es leider selber tun.“2 1970 überarbeitete Hundertwasser das Aquarell, seitdem befand es sich in renommierten internationalen Sammlungen und wurde in ausgewählten Museen ausgestellt, zuletzt 2001 im Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle in Alençon, Frankreich, in unmittelbarer Nähe seines Entstehungsorts.
1 Hundertwasser in: „Hundertwassers Regentag“, aus: Dialogliste zum Film
„Hundertwassers Regentag“ von Peter Schamoni, 1973; zit. n.: Ausstellungskatalog „Hundertwasser. Die Kunst des grünen Wegs“, Kunsthaus Wien, 2011, S. 138
2 Hundertwasser in: „Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut“, gehalten als erste Rede Hundertwassers in nacktem Zustand am 12. Dezember 1967 in der Galerie Hartmann, München; zit. n.: Ausstellungskatalog „Hundertwasser. Die Kunst des grünen Wegs“, Kunsthaus Wien, 2011, S. 130