"Die Frauen begehren Klemmer"

Robert Klemmer

Rappoltschlag, Niederösterreich 1938 - 1971 Wien

"Die Frauen begehren Klemmer"

Öl auf Hartfaserplatte

102,3 x 122 cm

Rechts unten signiert und datiert: KLEMMER 64
Unten auf Schild betitelt: DIE FRAUEN BEGEHREN KLEMMER

Originalrahmen

Provenienz:

Gabriele Senn Galerie, Wien
Privatsammlung, Wien

Robert Klemmer wurde 1938 in Rappoltschlag in Niederösterreich geboren und war im Umfeld des Wiener Aktionismus tätig, ließ sich aber auch von den ersten Erscheinungen der Pop-Art in Österreich beeinflussen. In seinen Werken setzte er sich mit dem eigenen Körper auseinander, aber mehr noch mit seiner Person und wie diese wahrgenommen wurde. Er schuf etliche Doppelgänger seiner selbst in einem zu dieser Zeit seltenen Realismus. Auch wenn die Selbstdarstellung das Sujet seiner Bilder bestimmte, wirken diese nicht narzisstisch, sondern vielmehr reflektierend. Im Zuge der Pop-Art-Bewegung beschäftigte sich Klemmer mit der „Mediatisierung der Wirklichkeit“, sodass er Aktionen oder Einblicke in seine Alltagsrealität isoliert und dramatisch übertrieben darstellte. Er setzte sich mit neuen Materialien auseinander, ebenso wie mit der Reizüberflutung der Konsumwelt. Mit nur 33 Jahren starb Robert Klemmer auf tragische Weise 1971 in Wien in der Badewanne, als er an den Abgasen eines Durchlauferhitzers erstickte, in dessen Abzug ein Ziegelstein gefallen war. 2020 war Robert Klemmer in der Albertina Modern mit der Eröffnungsausstellung „The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980“ prominent vertreten, was zu einer Wiederentdeckung des Künstlers führte. In seinem Werk „Die Frauen begehren Klemmer“ sitzt der Künstler an einem unbekannten Zugbahnhof zentral im Bild auf einem Stuhl und ist von vier attraktiven Damen umgeben. Er trägt einen auffälligen grünen Anzug, wirkt aber dennoch in seiner Sitzposition leger und entspannt. Die Damen hingegen sind sehr freizügig gekleidet, sie tragen reizvolle Negligés und Unterwäsche. Im Hintergrund sind plakatierte Wände zu sehen, auf den Plakaten sind die Frauen – „die den Klemmer begehren“ – abgebildet. In Klemmers Komposition wird das Bild in horizontale und vertikale Linien gegliedert, im Vordergrund bilden die horizontal gelegten Zuggleise eine Trennung zum Mittel- und Hintergrund. Die Hauptszene im Bildmittelpunkt wird zusätzlich durch die schlanken Säulen akzentuiert und die Decke wiederholt die Linien der Gleise. Bei den Farben hat sich der Künstler nicht zurückgehalten, starke Kontraste bilden sich durch den Einsatz der Komplementärfarben Blau und Gelb, rötlich-braune Töne dominieren das Bild und im Zentrum sticht Klemmer in einem smaragdgrünen Anzug hervor. Diese skurrile Szenerie hinterlässt bei den BetrachterInnen einige offene Fragen: sind die Damen tatsächlich anwesend, oder sind sie eine erwünschte Phantasie des Künstlers? Soll das Werk den Künstler als „Frauenheld“ darstellen, da er von Werbemodels begehrt und umworben wird? Ganz nach Klemmers Art überlässt er den BetrachterInnen eine eigene Interpretation.