Innsbruck 1915 - 1995 Innsbruck
Landschaft am Gardasee
Öl auf Leinwand
60 x 65 cm
Links unten signiert: Diesner
Ein Gutachten von Mag. Verena Gschnitzer Konzert, Innsbruck, vom 27. Februar 2013 ist vorhanden.
Literatur:
vgl. Wilfried Kirschl, Gerhild Diesner, Innsbruck 1979, Abb. S. 84
vgl. Matthias Boeckl, Gerhild Diesner. 1915-1995, Innsbruck 2007, Abb. S. 163
Gerhild Diesner gelingt es in ihren Ölgemälden durch die Darstellung von Landschaften, Stillleben, Portraits oder Alltagsszenen in vereinfachter dekorativer Flächenordnung und kräftigem Kolorit Freude in die Gesichter der Betrachter zu zaubern. Ihre Malerei gründet in einem „poetischen Gewahrwerden“ der Dinge, in der Sphäre zwischen Sinnlichkeit und Melancholie. So überzeugt das Schaffenswerk der Tiroler Künstlerin gleich auf den ersten Blick durch die Leuchtkraft der ausdrucksstarken, komplementären Farbigkeit von meist klaren, ruhigen Szenen. Den Hauptteil von Gerhild Diesners Œuvre bilden Landschaftsdarstellungen, mit denen sie sich zeitlebens beschäftigt hat. Malte sie in ihrer ersten Lebenshälfte vor allem Landschaftsbilder Tirols, so werden ihre zahlreichen Reisen später zu den wichtigsten Inspirationen für ihre stimmungsvollen Bilder. Insbesondere fand sie nach einer Italienreise 1951 zu ihrem ganzen persönlichen Ausdruck von Traumlandschaften. Einer der ersten Aufenthalte im Ausland nach 1955, als das Reisen wieder einfacher möglich war, führte Gerhild Diesner an den Gardasee, der sie sofort begeisterte. Die Bilder aus dieser Zeit wirken spontaner, lebenslustiger und offener als die Werke, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit in ihrer Heimat entstanden sind. Die Künstlerin reduziert die Bildelemente, und der Farbauftrag wird seither großflächiger.
In vorliegendem Gemälde der gebirgigen Gegend um den See lenkt die Künstlerin den Blick auf das farblich akzentuierte Dach und das nähere Umland des ortstypischen Berghofes im linken Bildrand. Hiervon öffnet sich die Perspektive auf die Bergkulisse des Gardasees, die in unterschiedlichen Blautönen und mit gelben Akzenten den Blick zum Horizont und zur Sonne ebnen. In der rechten Bildmitte platzierte Gerhild Diesner einen beeindruckenden Turm auf einer Anhöhe, auf die der Blick hinüberführt. Es handelt sich hier wohl um das Castello di Arco, das das Landschaftsbild von Arco sowie das Sarca-Tal im Norden des Gardasees noch heute prägt. Bemerkenswert sind die feine Abstufung der Blautöne und ihr Spiel mit raffinierten gelben Farbkontrasten, welche so charakteristisch für ihr Werk sind. Orientiert an den großen Meistern der Klassischen Moderne wie Vincent van Gogh, Henri Matisse, Paul Gauguin und Paul Cézanne, entwickelte die Künstlerin ihre eigene, unverkennbar authentische Handschrift. Besonders in diesem Landschaftsbild, ihrer Herzensdestination, ist Gerhild Diesners Symbiose aus lyrischem Naturerleben, archaischer Gestaltungskraft und koloristischer
Verve in beeindruckender Weise gelungen.