"Sleep"

Kiki Kogelnik

Graz 1935 - 1997 Wien

"Sleep"

Serie "Expansions"

Öl und Acryl auf Leinwand mit zwei Keramikteilen

112 x 102 cm (Leinwand)
11 x 48 cm und 11 x 49 cm (Keramikteile)

Links unten monogrammiert und datiert: KK 91
Rückseitig betitelt, datiert und signiert: "SLEEP" 1991 KIKI KOGELNIK

Provenienz:

Privatsammlung

Literatur:

Gabriela Fritz, Kiki Kogelnik. Das malerische und plastische Werk, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2001, Abb. S. 90, vgl. Abb. S. 169 f. und 174

„Jedes meiner Werke enthält ein spirituelles Element, das auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt klar erkennbar ist […] Ich kann es noch immer nicht genau erklären, aber ich hoffe ihr werdet es in meinen Werken finden.“1 Das spirituelle Element in „Sleep“ ist ein Chamäleon, besser gesagt das Skelett des Tieres, das als fragmentierte rosa Form mit scharfen schwarzen Umrisslinien im Zentrum der Darstellung steht. Hinterfangen werden die figuralen Teile von einem diffusen, hellen Hintergrund und eingerahmt von einem dunkelgrünen Farbband, das dem Verlauf der Bildränder folgt. In die oberste Malschicht hat Kiki Kogelnik zwei Uhrzeiger gesetzt, die wie Pfeile auf das Skelett weisen. Diese Zeiger werden noch einmal als Keramiken ausgeführt, die neben dem Bild an der Wand zu befestigen sind. Das Chamäleon hat die Künstlerin ursprünglich als Signet für die New Yorker „Temple Bar“ – neben dem Restaurant „NoHo Star“, dem „Elephant and Castle“ in Greenwich Village und Dublin und dem „Keens Chop House“ – eine der kulinarischen Unternehmungen ihres Mannes George Schwarz 2 entwickelt. Die Bar und das Restaurant „NoHo Star“ waren in zwei nebeneinanderliegenden Häusern in der Lafayette Street in NoHo (North of Houston Street) situiert, wo Kiki Kogelnik auch ihr Atelier hatte, und wurden im Dezember 2017 geschlossen. Raumbestimmendes Element der Bar war eine große Keramikwand mit dem Titel „Friday Night“, die Kogelnik 1989 anfertigte. Hier kombinierte sie das Chamäleon mit verschiedensten Utensilien – die Arbeit symbolisiert jene Gerätschaften, die man nach einer langen Arbeitswoche Freitag abends beiseitelegt, um den Alltag hinter sich zu lassen und in eine andere Welt einzutauchen. So ist auch das Chamäleon bewusst gewählt, versinnbildlicht es doch die Fähigkeit, sich jeder Umgebung anzupassen und in andere Rollen schlüpfen zu können, gleich wie es die Besucher der Bar tun, sobald sie die Türschwelle überschritten haben. In dem 1991 entstandenen „Sleep“ erfährt der Leguanartige eine Bedeutungserweiterung: Der Schlaf, auf den sich der Titel bezieht, steht hier wohl auch als Sinnbild des Todes, auf den auch die Skelettierung des Tieres verweist. Die Zeiger im und außerhalb des Bildes symbolisieren die verrinnende Zeit. So bereichert Kiki Kogelnik die Malerei durch die dazugehörigen Keramiken um eine dritte, durch das Miteinbeziehen des Begriffs der Zeit, gleich um die vierte Dimension. Das Bank Austria Kunstforum Wien zeigte im Frühjahr 2023 eine große Einzelpräsentation dieser herausragenden Künstlerin, das Ausstellungsprojekt ist eine Kooperation mit dem Kunstmuseum Brandts in Odense, Dänemark, sowie dem Kunsthaus Zürich, wo die Schau nach der Station in Wien bis Sommer 2024 zu sehen ist.