Ohne Titel

Hermann Nitsch

Wien 1938 - 2022 Mistelbach

Ohne Titel

Öl auf Jute

110 x 90,5 cm

Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch / 1995

Provenienz:

Galerie Ronchini, Terni
Privatsammlung, Terni
vom Vorbesitzer dort erworben

Im Zentrum des OEuvres von Hermann Nitsch steht das sinnliche Empfinden, das Begreifen mit allen Sinnen: der „tatsächlich empfundene (sinnliche) erregungs- und entäusserungszustand“1 des Künstlers soll auf den Betrachter übergehen als auch im Werk festgehalten werden. In der analytischen Tradition Sigmund Freuds sollten tiefere psychologische Schichten sichtbar gemacht werden, wobei vor allem Verdrängungen in Kunst verwandelt werden sollen. Es gibt Parallelen zu den zeitgleich aufkommenden Strömungen des Informel und Tachismus, welche sich auch mit dem menschlichen Inneren im Sinne von Triebhaftigkeit, Unbewusstem und Archaischem beschäftigten. Nitsch trieb diese Ideen weiter indem er den ganzen Schaffensprozess in den umfassenderen, Zeitabläufe einbeziehenden, dramatisch-theatralischen Kontext setzte, in den der Besucher oder Betrachter mit eingebunden wurde. „meine aktionsmalerei ist die visuelle grammatik meines aktionstheaters auf einer bildfläche“ bekräftigte der Künstler immer wieder. Die Aktionsmalerei „wurde zum rituellen einstieg zu meinen aktionen. der dionysische prozess dieser oft ekstatisch-exzessiven aktionmalerei führte zu den exzessiven vorgängen der aktionen.“2 Das vorliegende Werk, welches etwas größer als die üblichen Kleinformate ist, stammt aus dem Jahr 1995 und besticht durch die kräftige, dominante, rote Kreisfläche, die teilweise sehr pastos gemalt ist. Einerseits unterbricht dieses Element durch Form und Farbe den Fluss der Farbe darunter, andererseits hebt es die Rinnsale und Spritzer noch mehr hervor und schafft damit Spannung, die den Betrachter in den Bann zieht. Das archaische Empfinden, das durch Nitsch‘ Schüttbilder geweckt wird, verstärkt sich noch zusätzlich durch die natürliche Struktur der groben Jute Leinwand.