Stein zur Meditation

Karl Prantl

Pöttsching 1923 - 2010 Pöttsching

Stein zur Meditation

Schwarz-schwedischer Granit

H 41,5 cm, B 90 cm, T 33 cm

Karl Prantl ist 1950 erst „spät“ zur Bildhauerei. Er absolvierte sein Studium der Malerei bei Albert Paris Gütersloh und Herbert Böckel am „Schillerplatz“ und arbeitete vorerst in Holz und schließlich – ab Mitte der 1950er Jahre – in Kalk-Sandstein, insbesondere ab 1958 in St. Margarethen im Burgenland. Immer auf der Suche nach soliden Werkstoffen entdeckte Karl Prantl Anfang der 1960er Jahre den Winterhafen an der Donau, wo die Stadt Wien zur Uferverbauung teuerstes Granitmaterial aus abgerissenen Baubeständen der Monarchie-Architektur abkippte. Seine ersten schwarzen Granitarbeiten sind Findlinge dieser surrealen Begebenheiten – Wien war im Betonzeitalter angekommen. Die radikal-abstrakte Formgebung seiner Skulpturen, wie „Anrufungen“ oder „Zur Meditation“, aus dicht-monochromen, schwarzen Graniten, machte Anfang der 1960er Jahre Furore. Die Hinwendung zum Material selbst, evoziert durch differenzierte Unterbrechungen in den handgeschliffenen Oberflächen (wie Mulden, Linien und Erhebungen), brach mit aller darstellerischen Tradition der Nachkriegsmoderne, wie dem Kubismus und dem Realismus. Der schwarze Granit ist „Sinnbild einer Suche nach Abstraktion“ (Kasimir Malewitsch), die nicht aus einem konstruktiven Kalkül entsteht, sondern vielmehr nach Erdung, Rückführung und Sinnstiftung von Materie hindeutet, diese evoziert und zelebriert. Die durch behutsame händische Modulation äußerst komplexe Gliederung, die ausgewogenen Proportionen mit dem inneren Gleichgewicht der liegenden Skulptur – „Stein zur Meditation“ von 2002 ist Manifest einer immer wiederkehrenden „Hingabe zu den Gebeinen unserer Mutter Erde“, wie Prantl sich ausdrückte. Gegen Ende seines Lebens war das selbsttätige Handschleifen von zunehmend profunder Bedeutung – Gesundheit und Wohlbefinden hingen davon ab.
Sebastian Prantl mit Zitaten von Peter Weiermayr © S.P. / TAW 1