Caroline Kubin

1870 Chrudim, Böhmen - 1945 Wien

Als favorisierte Bildgattung Caroline Kubins gilt das Stillleben, dem sie sich zeit ihres Lebens – neben Genrebildern und Landschaften – immer wiederkehrend in ihrem Schaffen widmete. Blumen sind dabei zweifelsohne das häufigste Motiv, das die Künstlerin für ihre harmonischen wie pittoresken Arrangements wählte. Ihre Liebe zu den farbenfrohen Gewächsen zeigt sich hierbei in der abgestimmten Zusammenstellung der verschiedenen Töne und Blattformen.
In frühlingshaftem, pastelligem Kolorit präsentiert sich dieses große Stillleben zahlreicher Topfblumen. Weiß, helles Gelb, Grün sowie Blau und Rosé bestimmen den Bildeindruck. Zwischen weißen, von warmem Licht durchschienenen Vorhängen erkennt man ein Fenster. Vor diesem sind die Pflanzen in Tontöpfen mit ähnlich dunkler Grundfarbigkeit wie der nicht näher definierte Untergrund leicht schräg angeordnet. Daraus ergibt sich ein anregender Gegensatz zu den hellen oberen Partien. Im Wesentlichen nach der Höhe der Blumen gestaffelt, erscheinen die eher wuchtigen blauen und roséfarbenen Hortensien mit ihren großen herzförmigen Blättern fast mittig. Rechts daneben erheben sich Hyazinthen in ähnlichen, heller abgestuften Farbtönen. Die das Bouquet abschließenden, grazilen Narzissenblüten werden beinahe eins mit der dahinter liegenden Gardine. Mit ihren schmalen, langen Blättern und Stielen füllen sie luftig den Raum über den Blüten der anderen Blumenstöcke. Lediglich am rechten Bildrand ragt eine weitere Staude in hellem Rosa über sie hinaus. Der Blick des Betrachters wird jedoch vereinnahmt von einer kräftig-gelben Tulpe links unten im Bild, die die leichte Farbgebung der Vorhänge aufnimmt und zu einem Farbtupfen konzentriert.
Caroline Kubin wandte hier einen offenen Pinselduktus und eine nachimpressionistisch-pastose Malweise an, die für die Luitpold-Gruppe, der sie angehörte, typisch war und schuf damit ein weiblich konnotiertes, ausdrucksstarkes Werk.
Bemerkenswert sind auch die beachtlichen Ausstellungen, an denen die Künstlerin im Laufe ihres Schaffens teilnahm. Caroline Kubin stellte unter anderem 1893 in der Münchner Secession und dem Wiener Künstlerhaus, 1902 im Künstlerbund Hagen, 1909 bei der Internationalen Kunstschau Wien, sowie 1918 in der Wiener Secession aus. Das vorliegende Werk wurde bei der Ausstellung Frauenkunst 1912 in der Brühl‘schen Terrasse Dresden gezeigt.