Figur, in den Raum tretend

Roland Goeschl

Salzburg 1932 - 2016 Wien

Figur, in den Raum tretend

Unikat

Holz, lackiert

H 215 cm, B 63 cm, T 63 cm

Signiert: GOESCHL

Literatur:

Ausstellungskatalog "Ingeborg G. Pluhar. Roland Goeschl. 1963-1966", Österreichische Galerie Belvedere, Wien 1994, Abb. S. 27, S. 57 und S. 59
Ausstellungskatalog "Roland Goeschl. Rückblicke 1957-2005: Bilder Fotos Modelle Skulpturen", hrsg. von Tobias G. Natter, Franz Smola, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2006, Abb. S. 55

Roland Goeschl wurde 1932 in Salzburg geboren. Er besuchte 1955 die Sommerakademie in Salzburg und studierte von 1956 bis 1960 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Fritz Wotruba, dessen Assistent er von 1963 bis 1966 war. 1962 arbeitete Goeschl neun Monate am Royal College of Art in London. Seine Werke wurden in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem zweimal bei der documenta in Kassel (1964 und 1968) und bei der Biennale in Venedig 1968. 1994 wurde eine Raumgestaltung von Roland Goeschl in der Wiener Secession präsentiert, die Österreichische Galerie Belvedere widmete ihm 2006 eine umfassende Retrospektive. Ab 1972 war Goeschl Professor für zeichnerische und malerische Darstellung an der Technischen Universität in Wien. Zahlreiche Werke des Künstlers sind im öffentlichen Raum ausgestellt, beispielsweise in der Technischen Universität Wien und im Messezentrum Salzburg. Goeschl, dessen Werk auf konstruktiven Gestaltungsprinzipien aufbaut, zählt zu den wichtigsten VertreterInnen der konkreten Kunst in Österreich. Der Bildhauer, Maler und Kunstwissenschaftler starb 2016 in Wien. Das Museum der Moderne Salzburg und die Österreichische Galerie Belvedere würdigten den Künstler 2017 in posthumen Ausstellungen.
Werner Hofmann sah in Goeschls Figuren „Fremdkörper“: „[…] solche Fremdkörper stellt Goeschl her. Er stellt sie nicht auf Podeste, sondern in den Weg. Sie tauchen mit der Plötzlichkeit von Überfällen auf. Weder Straßen und Plätze […] sind vor ihnen sicher. Ihre blanke Rücksichtslosigkeit weiß sich überall Zugang zu verschaffen. So ereignen sich farblich-körperliche Eingriffe, Einfälle, Einbrüche in das trübe Konglomerat der Stadtlandschaft. Goeschls Einschnitte machen anschaulich, wie weich und amorph das ist, was man, ohne den negativen Wortsinn zu bedenken, als Weichbild einer Stadt bezeichnet. Diese subversiven Volumina sind Denk-Male im wahrsten Sinn des Wortes: nicht ehrwürdige Erinnerungsmonumente, sondern farbplastische Denkanlässe […]“ Goeschl verkehrte den Denkmalgedanken des 19. Jahrhunderts und wollte mit seinen in den Raum greifenden Skulpturen „Architektur“ schaffen. Zitat Otto Breicha: „[…] könnte er so, wie er es möchte, gäbe es farbräumliche Anlagen einer Architektur nach Maßgabe der Plastik zuhauf […]“.1

1 Ausstellungskatalog „Ingeborg G. Pluhar. Roland Goeschl. 1963–1966“, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 1994, S. 29