"La Battaglia di San Romano - Paris"

Markus Prachensky

Innsbruck 1932 - 2011 Wien

"La Battaglia di San Romano - Paris"

Acryl auf Büttenpapier

59 x 79,5 cm

Rückseitig bezeichnet: Nachlass Markus Prachensky "La Battaglia di S. Romano – 2010" bestätigt von Brigitte Prachensky April 2016

Mit einer Expertise von Brigitte Prachensky, Wien

Literatur:

vgl. Ausstellungskatalog "Markus Prachensky. Retrospective in Red", Danubiana Meulensteen Art Museum, Bratislava 2013, Abb. S. 261

„Als ich zwanzig war, sah ich in den Uffizien zum ersten Mal das Bild La Battaglia di San Romano aus dem Triptychon von Paolo Uccello, das er im Auftrag der Medici gemalt hatte. Da profane höfische Malerei im Quattrocento eher selten war und in meinen Augen die Darstellungen der Heiligen und der christlichen Erzählungen in dieser Zeit zu süßlich wurden, faszinierten mich die Besessenheit Uccellos, seine Genauigkeit und starke Farbigkeit. Bald danach konnte ich das zweite der drei Bilder im Louvre besichtigen und die Thematik interessierte mich immer mehr und mehr. Zurückgekehrt nach drei Jahren Aufenthalt an der amerikanischen Westküste stand ich fünfzehn Jahre später vor dem dritten Bild des Triptychons in der National Gallery in London, ausgehungert nach der Kunst von good old Europe. Jetzt wurde mir klar, dass ich diese drei Bilder der italienischen Frührenaissance irgendwann in meine Malerei einbeziehen würde. 2010, fast sechzig Jahre nach meinem ersten Zusammentreffen mit Uccello in Florenz begann ich mit der Arbeit an meinem Zyklus La Battaglia di San Romano – Omaggio a Paolo Uccello.“

Die berühmte Schlacht fand 1432 in der Nähe von Empoli statt. Siena kämpfte, unterstützt von Mailänder Soldaten, gegen den Erzrivalen Florenz, der als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorging. Cosimo de Medici beauftragte einige Jahre später Paolo Uccello mit drei Tafelbildern, Sinnbildern seiner politischen Macht. Die drei Werke sollten das Erdgeschoss seines Florentiner Palastes zieren. Bereits im 19. Jahrhundert wurden sie aber auseinandergerissen und gingen an die unterschiedlichen Museen.
Markus Prachensky ist fasziniert von der ausgeklügelten Komposition der drei Bilder, dem Kontrast zwischen Bewegung und Statik, zwischen Verharren und dem rasanten Vorwärtsdrängen in den Schlachtenszenen – jene Spannung zwischen Archaik und Vergänglichkeit, die schon früh auch die Arbeiten Markus Prachenskys kennzeichnet. Inspirieren lässt er sich zusätzlich von der Farbigkeit der drei Werke Uccellos. So ist der Bildgrund der Serie, die sich auf das Tafelbild im Louvre bezieht, grün, das Büttenpapier der Gruppe, die auf den Teil in der National Gallery in London rekurriert, orange und ein ockerfarbener Bildträger verweist auf die Triptychonstafel aus den Uffizien in Florenz. Die Anordnung der Pinselstriche im jeweiligen oberen Bildteil kann als abstrahiertes Muster der Lanzen aus den Arbeiten Uccellos gelesen werden. Lässt dieser in der Komposition Freiräume, so finden sie sich bei Markus Prachensky ebenfalls wieder, verdichten sich bei Uccello die Figuren am unteren Rand, so folgt auch Prachensky diesem Prinzip mit breiten Farbbalken. Es gelingt ihm, „die heftige Geste des Farbauftrags in Übereinstimmung zu bringen mit der formalen Fügung“ , die ihn an den Bildern Paolo Uccellos schon in jungen Jahren faszinierte. In der formalen Zuspitzung und der daraus resultierenden Dynamik tut sich eine Seelenverwandtschaft auf. Meisterhaft rezipiert Prachensky in dieser, seiner letzten Serie, das Prinzip von Ordnung und Unordnung, von Zügellosigkeit und Beherrschtheit und von Enge und Weite, die all unser Sein bestimmen.

1 Markus Prachensky, 2010, in : Ausstellungskatalog "Hommage à Markus Prachensky", Danubiana Meulensteen Art Museum, Bratislava 2012, [o.S.]
2 Peter Iden, in: Ausstellungskatalog "Markus Prachensky. La Battaglia di San Romano. Omaggio a Paolo Uccello", Galerie Ulysses, Wien 2011-12, [o.S.]