Weiße und rote Amaryllis

Emil Nolde

Nolde 1867 - 1956 Seebüll

Weiße und rote Amaryllis

Aquarell auf Japanpapier

34,8 x 47,1 cm

Rechts unten signiert: Nolde

Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Nolde Stiftung Seebüll, vom 18. September 2003.
Dieses Aquarell ist in der Nolde Stiftung Seebüll unter der Nummer "A.Fremd.2529" verzeichnet.

Provenienz:

Privatsammlung, Süddeutschland

Literatur:

vgl. Ausstellungkatalog "Emil Nolde. In Glut und Farbe", hrsg. von Agnes Husslein-Arco und Stephan Koja, Unteres Belvedere, Wien 2013/2014, Abb. S. 210 ff.

"Es war auf Alsen mitten im Sommer. Die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an, und fast plötzlich war ich beim Malen. Es entstanden meine ersten kleinen Gartenbilder. Die blühenden Farben der Blumen und die Reinheit dieser Farben, ich liebte sie. Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend glühend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend." (Emil Nolde, Jahre der Kämpfe, Flensburg 1958, S. 95).
Wenn der Künstler von dem spontanen, erfüllenden Erlebnis der blühenden Farben schreibt, sogleich jedoch die Topoi des Werdens und Vergehens bemüht, sie mit schwermütigem Ernst zum Sinnbild des menschlichen Schicksals macht, dann zeigt dies vor allem die metaphysischen und auch spirituellen Qualitäten, die er der Natur und den Blumen eingeschrieben sieht. Beinahe sinnbildlich lässt sich unsere Darstellung weißer und roter Amaryllisblüten aus den 1950er Jahren als ein Finale im Rausch der Farben, des Künstlers Emil Nolde verstehen, der sich bald 40 Jahre intensiv mit der Form des Blumenaquarells auseinandergesetzt hatte. Als "tiefer, größer gefaßt und schwermutsvoller gesättigt" (zit. nach Martin Urban, Emil Nolde - Blumen und Tiere. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1980, S. 734) charakterisierte Emil Nolde seine Blumen- und Gartenbilder bereits nach dem Umzug nach Seebüll - eine Tendenz, die sich auch in unserem Aquarell ablesen lässt. Im feinen Gleichgewicht von leuchtenden Blüten und himmelblauen Bildgrund offenbaren die üppigen Amaryllis die unbändige Kraft von Noldes Spätwerk.