Einzigartiger Samowar

Josef Hoffmann

1870 Pirnitz - 1956 Wien

Einzigartiger Samowar

Ausführung: Wiener Werkstätte, Modellnummern M 474

Alpaka, versilbert (Samowar), Alpaka, vernickelt (Unterteil),
Eisen, vernickelt (Gitter), Holz

H 28,5 cm, D 25 cm (Teekessel)
H 29,5 cm, D außen 26,5 cm (Unterteil)
H 43 cm, B 35 cm, T 32 cm (gesamt)

Marken am Teekessel: Rosenmarke, WW im Oval, Monogramm JH, Metallarbeitermonogramm KS (Konrad Schindel)

Gitter aus Eisen wohl nicht original, Knauf ergänzt
Laut Angaben im Auftragsbuch der Wiener Werkstätte wurde der Samowar nur einmal ausgeführt.

Literatur:

WW-Archiv, MAK Wien, Entwurfszeichnungen Inv. Nr. KI 12019-4 und KI 12019-5 sowie Auftragsbuch WWMB 30-M-474

Der hier vorgestellte Samowar kam aus dem Besitz der Baronin Magda Mautner von Markhof. Als Mitglied der bekannten Groß-Industriellenfamilie trat sie bereits in jungen Jahren mit der Wiener Kunstbewegung um 1900 in Kontakt: Die Mautner-Markhofs sowie die Wittgensteins oder Waerndorfers sind als Vertreter des in zweiter Generation assimilierten, wohlhabenden jüdischen Wiener Bürgertums ein typisches Beispiel für dessen aktives Interesse an den künstlerischen Leistungen der Wiener Secession.
Magda Mautner-Markhof pflegte enge Freundschaften zu den bekanntesten Künstlern der Secession: Josef Hoffmann, Gustav Klimt, Kolo Moser u.v.m. Zusammen mit ihrer Schwester, Ditha, absolvierte sie 1903 unter Alfred Roller die Kunstgewerbeschule in Wien (heute die Universität für Angewandte Kunst) und studierte in Bern bei Cuno Amiet und in Paris bei Maurice Denise. Als Malerin, Dichterin und Frauenaktivistin war Magda Mautner von Markhof eine große Mäzenin und im Besitz von zahlreichen Gemälden zeitgenössischer Kunst, wie z.B.: Schieles „Herbstbaum in bewegter Luft (Winterbaum)“ oder Klimts „Die Hoffnung“. Ebenso fertigte Klimt zwei Zeichnungen Magdas an.
Ihre von Josef Hoffmann ausgestattete Wohnung mit dazugehörigem Atelier wurde zu einem gesellschaftlichen Salon, in dem auch viele namhafte KünstlerInnen, LiteratInnen und MusikerInnen verkehrten. Das seltene Stück, bestehend aus einem großen, mit feinem Hammerschlag bearbeiteten Teekessel mit Scharnierdeckel und dem dazugehörigen Ständer, verziert mit dem reduzierten, quadratisch-gestanzten Gitterdekor in typischer WW-Manier, ist von Magda Mautner Markhof direkt in Auftrag gegeben worden. Ein Eintrag im Auftragsbuch der Wiener Werkstätte belegt die besondere Provenienz, Auftragsgeschichte und Einzigartigkeit dieses Samowars – er wurde laut Wiener Werkstätte-Archiv nur ein einziges Mal ausgeführt. Stilistisch lässt sich der Samowar in die erste Periode der WW einordnen, somit vor Kolo Mosers Austritt 1907, was auch die Entwurfszeichnungen des MAK belegen. Die frühe Phase der Wiener Werkstätte ist von einer formal sehr strengen Ausdrucksform geprägt und Objekte dieser Zeit zählen zu den seltensten und meist gesuchtesten unter SammlerInnen.
Unsere Galerie verbindet mit diesem Unikat eine ganz besondere Geschichte: Der Teekessel war lange im Eigentum der Mautner-Markhof Familie, bis er in den 1980er Jahren in den Besitz unserer Galerie wechselte und damals von einem Privatsammler erworben wurde. Wir sind stolz, den Samowar im Rahmen unseres 50-jährigen Jubiläums nach rund 40 Jahren nun erneut präsentieren zu dürfen.