Stehende Figur (mit erhobenen Armen)

Fritz Wotruba

Wien 1907 - 1975 Wien

Stehende Figur (mit erhobenen Armen)

Bronze
Auflage 12 (+3 EA)

H 83,8 cm
Basis 24 x 24 cm

Seitlich am Sockel nummeriert, datiert und signiert: GUSS. 6 / 1958 / WOTRVBA

Breicha WV Nr. 213
Das Gussbuch verzeichnet eine arabisch nummerierte Auflage von zwölf Güssen und einen mit EA0 bezeichneten Abguss. Darüber hinaus sind zwei weitere mit EA bezeichnete römisch nummerierte Exemplare nachweisbar.

Provenienz:

Privatsammlung, Connecticut
in den 1960er Jahren von dort in New York erworben
Auktion, Christie’s, London, 23.6.2016, lot 270
seit 2016 Privatsammlung, Tschechien

Literatur:

vgl. Otto Breicha, Fritz Wotruba Werkverzeichnis. Skulpturen, Reliefs, Bühnen- und Architekturmodelle, St. Gallen 2002, Abb. S. 212, WV Nr. 213

Aus den Säulenfiguren der 1950er Jahre entwickelte Fritz Wotruba 1958 die Pfeilerfiguren. Seine Figuren wurden nun nicht mehr aus Röhren aufgebaut, sondern aus Kuben. Er sagte dazu: „Ich versuche bei der Realisierung eines Themas mit einem Minimum an Formen auszukommen, da ich glaube, dass die künstlerische Aussage [durch] die rücksichtsloseste Ausmerzung jeder Formenphrase nur wahrer und dadurch wirksamer wird.“ Für ihn waren also der Würfel und der Kubus die einfachsten und somit richtigsten Formen, um den menschlichen Körper aufzubauen. Die hier gezeigte „Stehende Figur (mit erhobenen Armen)“ zählt zur typischen Formenreihe, die Wotrubas weiteres künstlerisches Schaffen prägte. Der Körper gliedert sich in Unterschenkel, Oberschenkel, Oberkörper und Kopfpartie mit angewinkelten Armen, die schützend auf dem Kopf ruhen. Wie Schachteln oder Steinblöcke sind die Körperteile aufeinandergestapelt, so als gäbe es keine andere Form als die von Wotruba gewählte – denn die Figur ist in sich geschlossen und wirkt stark, unverrückbar und kraftvoll. Die Skulptur gleicht einem Pfeiler: Die Beine sind fest mit der Basis verbunden, der Körper fungiert als Pfeilerschaft und der Kopf mit den angewinkelten Armen bildet das Kapitell. Die Formensprache ist einprägsam und trägt unverkennbar Wotrubas „Handschrift“. Sein Werk ist nicht gefällig – die BetrachterInnen müssen es für sich erobern und die Direktheit des Künstlers begreifen. Erst dann eröffnen seine Figuren die gesamte Intensität und Intimität, die von ihnen ausgeht.