"Full"

Obwohl Erwin Wurm heute als wegweisender Bildhauer gilt, interessierte er sich als Student mehr für die Malerei. Erst im Sommer 2021, während eines Aufenthalts in Griechenland, begann er wieder zu malen. „Zuerst dachte ich, es wäre nur ein Zeitvertreib für ein paar Wochen“, sagt Wurm in einem Interview dazu: „dann wurde es intensiver und jetzt male ich ständig. Es ist wie Therapie. Unglaublich.“1 In unserem Gemälde „Full“ scheinen, wie der Künstler es beschreibt, die Buchstaben auf der Leinwand „flach gerollt worden zu sein und ihre Form in amorphe Strukturen verändert zu haben.“2 Die Buchstaben werden gedehnt und gestaucht, um die gesamte Oberfläche der Leinwand einzunehmen. Dies macht sie bis auf die kleinen, kontrastierenden Grundpartien, die zwischen ihnen erscheinen, beinahe unleserlich, ermöglicht ihnen, aber Körper zu gewinnen und dabei fast greifbar zu werden. „An erster Stelle steht das Wort. Ich suche ein Wort, das zu mir passt, und definiere dann die Form. Es ist sehr interessant, sie nahezu abstrakt werden zu lassen, so dass man sie kaum lesen kann, damit eine Distanz zwischen dem offensichtlichen Wort und dem, was man sieht, entsteht.“3