"Farnesina Dixie"

Markus Prachensky

Innsbruck 1932 - 2011 Wien

"Farnesina Dixie"

aus der Serie "Imperium Romanum"

Acryl auf Büttenpapier

79 x 59 cm

Rechts unten signiert und datiert: PRACHENSKY 06

Literatur:

vgl. Ausstellungskatalog "Prachensky. Frühe und späte Werke", Essl Museum, Klosterneuburg/Wien 2007-08, Abb. S. 104f.

„Es geht um Schrift. Um Kalligraphie. Die Bilder wollen gelesen werden. Das Unentzifferbare der Zeichen will verstanden werden. Nein. Es geht um gefühlte Gestik. Um Spontaneität. Es geht um Kraft und Energie, nicht Überlegung und Kalkül. Nein. Es geht um Architektur. Also um Konstruktion. Um Statik und unverrückbare Festigkeit. Um Harmonie der Teile. Um Propositionen. Es geht um all dies und doch um ganz anderes. Prachenskys Bilder handeln vom Drama der Existenz. Von ihrer Tragik. Auch von der Komödie. Denn das Leben ist heiter und ernst zugleich, komisch und doch immer blutig. Bis zum Letzten.“

Kein anderer Werkzyklus ist so geprägt vom architektonischen Verständnis des Künstlers wie „Imperium Romanum“, 2004 bis 2006 nach mehreren Romreisen und der intensiven Auseinandersetzung mit der römischen Geschichte und Architektur entstanden. Die Werkgruppe besteht aus mehreren Serien: „Senatus Populusque Romanus“, 2004, „Senatus Consultum“, 2005, und „Farnesina Dixie“, 2006. Gesehenes und Erlebtes fließen hier in die Bilder ein. Wir entdecken Reminiszenzen an die römische Architektur, an Tempelbauten und Paläste, Ausgrabungen und Ruinen, die durch ihre großartige Bauweise die Zeit überdauert haben. Die Erinnerung an diese Stätten transformiert Markus Prachensky in seine gestische Malerei. Sein Gefühl für die tragenden Elemente, für die Konstruktionsgesetze des antiken Bauens setzt er in säulenartige Farbstreifen, Bögen und tympanonähnliche Elemente um. Mit den monochrom schwarzen Bildhintergründen der Serie „Senatus Consultum“ verstärkt er die Leuchtkraft der in allen Arbeiten dominierenden Rottöne noch. In „Farnesina Dixie“ heben sich die etwas heiterer und verspielter wirkenden Formen von einem grauen Grund ab – eine Reminiszenz an die Fresken in der Casa della Farnesina in Trastevere, die sich Agrippa, Freund und Weggefährte des Augustus, erbauen ließ, und die einen gleichfarbigen Hintergrund aufweisen. Das Auflockern der Tektonik mag auch mit dem Einfluss des Dixieland Jazz zu tun haben, der beim Malen dieser Serie unterbewusst mit eingeflossen ist.

Wie prägend die Eindrücke von Rom, das er seit den frühen 1980er-Jahren immer wieder besucht hat, für sein Schaffen gewesen sind, beschreibt der Künstler selbst am besten: „Schon prima vista wusste ich, dass mich diese Stadt verschlingen würde – und sie tat es auch. Ich blieb übrig als Liebhaber und Maler und, wie ich glaube, als Chronist Roms aus meiner Sicht [....] Egal wo auf der Welt ich mich gerade befand, lebte ich seit meiner Jugend in Rom. Jetzt lebe ich in Rom, obwohl ich mich in Wien befinde und hier male, hier fresse ich fröhlich in mich hinein Rom, die Römer, die römische Küche, trinke die römischen Weine, lese die Geschichte des römischen Weltreichs, der römischen Weltsicht, und bin froh, nicht ein strenger und züchtiger Grieche sein zu müssen.“

1 Klaus Albrecht Schröder, in: Ausstellungskatalog "Markus Prachensky. Die französischen Bilder", Galerie Ulysses, Wien 2010, [o.S.]
2 Markus Prachensky, 2004, in: Ausstellungskatalog "Markus Prachensky. Imperium Romanum", Galerie Ulysses, Wien 2007