Mittlere Figur II

Joannis Avramidis

1922 Batumi, Georgien - 2016 Wien

Mittlere Figur II

Auflageabguss in Bronze
Auflage 7 (+ 0/7 + PA)

H 80,5 cm

Signiert, nummeriert und monogrammiert: Avramidis 1/7, A

Provenienz:

Galerie Brusberg, Berlin
Privatsammlung, Niedersachsen

Ausstellungen:

Berlin, Galerie Brusberg, "Joannis Avramidis. Agora", 1989

Literatur:

Ausstellungskatalog "Joannis Avramidis. Agora", Galerie Brusberg, Berlin 1989, Abb. S. 32
vgl. Michael Semff, Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, Abb. S. 112, Nr. 63
vgl. Werner Hofmann, Avramidis. Der Rhythmus der Strenge, München 2011, Abb. S. 41, Nr. 30

Nicht zuletzt durch die umfassende Retrospektive im Wiener Leopold Museum 2017, in der erstmals die große Bandbreite seines Schaffens sichtbar wurde, sondern auch durch die aktuellen internationalen und österreichischen Galerieausstellungen erhielt das Werk von Joannis Avramidis in den letzten Jahren eine internationale Präsenz. Der 1922 in Batum im heutigen Georgien geborene Joannis Avramidis studierte Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstschule in Batum und emigrierte mit seiner Familie 1939 nach Athen. 1943 kam er als Fremdarbeiter nach Wien. Nach dem Krieg studierte er zunächst Malerei bei Robin Christian Andersen und trat erst 1953 in die Meisterklasse von Fritz Wotruba ein, wo er bis 1956 studierte. Seine Formensprache zielt auf die Darstellung des Menschen in der Reduktion auf eine einfache Grundform ab. Bereits die frühen, als Torso bezeichneten Bronzearbeiten aus den Jahren 1954 zeigen seine Vorliebe für eine säulenförmige, aufrecht stehende, stelenartige Auffassung der Skulptur, die aus verschiedenen Segmenten besteht. Diese Segmentisierung sollte Avramidis in der Folge beibehalten. Der Aufbau seiner Figuren, die vorwiegend in Bronze gegossen wurden, basiert dabei auf mathematisch-konstruktiven Prinzipien sowie auf der Form der Säule, „der grundlegenden Maßeinheit im Tempel der griechischen Antike und dem klassischen Symbol für das menschliche Maß.“1) So bildet trotz weitgehender Abstraktion die menschliche Figur als Idee einer exemplarischen, zeitlosen Form, konstruiert aus Quer- und Längsschnitten, stets die Basis seines Schaffens. Doch alles Zufällige, Individuelle und auch jede Bewegung sind eliminiert und dennoch sind die Figuren nicht starr, was Werner Hofmann als „Rhythmus der Strenge“ beschrieb – „ein unverwechselbares Kennzeichen und etwas dem Künstler Avramidis völlig Eigenes. In ihm äußert sich Körperlichkeit und Statik, Sinnlichkeit und Distanz, Raffinement und Unveränderlichkeit des Mustergültigen.“ 2)

Silvie Aigner

1) Gudrun Danzer: Joannis Avramidis, Figur III, 1963, Österreichischer Skulpturenpark, http://www.museum-joanneum.at/de/skulpturenpark/skulpturen/joannis-avramidis, Zugriff: 15. 1. 2018 2) Werner Hofmann: Avramidis: Der Rhythmus der Strenge, München 2011