Zwei Leoparden

Ludwig Heinrich Jungnickel

Wunsiedel 1881 - 1965 Wien

Zwei Leoparden

Schablonenspritztechnik

38,1 x 38 cm

Rechts unten signiert: L. H. JUNGNICKEL

Spielvogel-Bodo WV Nr. OG.6
Fachgerecht restauriert

Literatur:

vgl. Ilse Spielvogel-Bodo, Ludwig Heinrich Jungnickel. Ein Leben für die Kunst. Mit einem Werkkatalog der Druckgraphik, Klagenfurt 2000, Abb. S. 109 und Abb. S. 321, WV Nr. OG.6

Ludwig Heinrich Jungnickel wurde 1881 in Wunsiedel in Oberfranken geboren. Der als „Tiermaler“ bekannte Grafiker und Maler studierte in jungen Jahren an der Münchner Kunstgewerbeschule. Nach einem einjährigen Italienaufenthalt ging er 1898 nach Wien, wo er als Schüler Christian Griepenkerls an der Akademie der bildenden Künste und
anschließend an der Kunstgewerbeschule bei Alfred Roller studierte. Innerhalb der Wiener Werkstätte trat Jungnickel als einer der bedeutendsten Entwerfer für Textilien, Tapeten und Postkarten hervor. Als Mitarbeiter Gustav Klimts wirkte er bei der Ausstattung des Palais Stoclet in Brüssel mit. Durch Experimente in den verschiedensten grafischen Techniken gelangte er insbesondere bei Spritztechniken und Holzschnitten zu außergewöhnlichen Ergebnissen. Durch den Kontakt zu Egon Schiele und Oskar Kokoschka wurde Jungnickel mit dem Stil des österreichischen Expressionismus vertraut und erkannte ihn als geeignetes Ausdrucksmittel für seine Kunst. Von 1938 bis 1952 lebte Jungnickel im selbst gewählten Exil in Abbazia/Opatija, Kroatien. Neben Landschaftsausschnitten fungierten Tiermotive als begehrte Bildsujets für Ludwig Heinrich Jungnickels singuläre, bis einschließlich 1908 realisierte Schablonenspritztechniken. Inspiriert durch die Vielfalt der Schönbrunner Tierwelt entstanden mehrere Blätter von Großkatzen, exotischen Vögeln und Meerkatzen in dieser Technik. Jungnickel verzichtete in diesem Zusammenhang auf jegliche Hintergrundgestaltung und setzte die individuell charakterisierten Tierfiguren mit sparsamer Binnenzeichnung direkt auf das weiße Blatt. Meist wurden die tierischen Protagonisten paarweise angeordnet – ein Tier frontal und signifikant verkürzt, das andere in Seitenansicht wiedergegeben. Manchmal verstärken deutlich verkleinerte Tiergruppen am oberen Bildrand den räumlichen Eindruck. Reminiszenzen an die von japanischen Holzschnitten geläufige Präferenz für klare Linien, stilisierte Formen und farbig gefüllte Flächen sind augenfällig und durchaus erwünscht. Die hier gezeigten Leoparden sind ein beeindruckendes Beispiel für Jungnickels Arbeit mit der Spritztechnik.