In der Galerie bei der Albertina ▪ Zetter ist die Ausstellung noch bis 29. Juni 2019 zu sehen!

Ty Waltinger

Der Zeit-Aspekt der Malerei Ty Waltingers kulminiert in seinen Zeit-Fresken,
die der Künstler zur Biennale im Palazzo Bembo am Canale Grande ausstellte, wo er in gegenläufigen, malerischen Prozessen Vergangenheit und Gegenwart aufhob beziehungsweise ineinanderfließen ließ. Auf diese Bilder, die von 1999 bis 2016

al fresco entstanden sind, wurden über viele Jahre seltene und meist sehr alte Pigmentessenzen aufgetragen. Von 2016 bis 2017 arbeitete der Künstler sich dann mit Skalpellen und feinen Werkzeugen zurück in die Tiefe, legte Malschicht um Malschicht und damit Zeitschicht um Zeitschicht wieder frei. Sein Ziel war die Erfassung von „Echtzeit“ über die Offenlegung der sich über lange Zeiträume erstreckenden malerischen Prozesse.

Auch bei seinen in freier Natur durch Regen oder Eiseskälte entstandenen prozessualen Werken besteht der Künstler ausdrücklich darauf, „Zeit zu malen“,
hat er doch eine diesbezüglich ihm eigene und solitäre Methode der Bildproduktion entwickelt. Gemeinsam mit dem Natureinfluss Regen kreiert er in langen Zeitfenstern die von ihm als „Hydro-Paintings“ bezeichneten Bilder. Bei Minusgraden dagegen bilden sich die Oberflächen aus pigmentierten Eiskristallen der so genannten
„Cryo-Paintings“. Dafür verlegt er seine Ateliers vorübergehend in Hochgebirge, auf Gletscher und Eisfelder, demnächst sogar in Polarregionen.

So entstehen geheimnisvoll faszinierende, kostbare Objekte und expressive „Naturbilder“ von noch nicht gesehener Art. Mit ihnen schafft der Künstler authentische Metaphern
des Werdens und Vergehens.

– Edelbert Köb