Vienna 1862 - 1918 Vienna
Inclined Male Head to the Right
Head Study for the Adam in the Painting "Adam and Eve" (incomplete)Pencil on paper
57 × 37.4 cm
Stamp lower right: GUSTAV / KLIMT / NACHLASS
Strobl WV no. 2892
Provenienz:
Private collection Prof. Dieter Loos, Salzburg
Literatur:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen. Vol. III: Die Zeichnungen 1912-1918, Salzburg 1984, ill. p. 189, WV no. 2892
Klimts spätes Hauptwerk „Adam und Eva“ (1916-1918, unvollendet) zeigt das erste Menschenpaar frontal stehend, wobei sich Adam zum Großteil hinter der üppigen, nackten Gestalt der Eva verbirgt. Zu ihren leuchtenden Augen bildet sein schlafendes, seitwärts geneigtes Antlitz einen einprägsamen Kontrast. Allem Anschein nach bezog Klimt sich hier auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel: Bevor der Herr aus Adams Rippe die erste Frau schuf, ließ er ihn in einen tiefen Schlaf versinken. Unter diesem Aspekt scheint Klimts
alles überstrahlende Eva symbolisch das Licht der Welt zu erblicken – wobei der skizzenhaft angedeutete Apfel in ihrer Hand bereits auf den Sündenfall hinweist.
Unübersehbar ist, dass Klimt sich in seinen gezeichneten Studien intensiv mit Adams Zustand des Tief- oder Halbschlafs beschäftigt hat. In einer Reihe von Blättern fokussiert er auf den schräg gehaltenen Männerkopf, mit Betonung auf die ganz oder halb geschlossenen Augen. In der präsentierten Zeichnung konzentriert Klimt sich mit knappen, expressiven Linien auf die Kernaussage. Mit zartem Bleistift fixiert er zunächst die Grundlinien des kantigen Gesichts, von dem er Ohren und Haarpartie nur schematisch wiedergibt. Durch kräftige Konturen hebt er Kinn und Wangen sowie die Nasen- und Augenpartie hervor. Wesentlich bestimmend für den Ausdruck sind die großteils hinter den schweren Lidern verborgenen, seitwärts blickenden Augen. Diese erheben die autonom wirkende Studie zu einem Sinnbild der Reflexion und des inneren Rückzugs.
Marian Bisanz-Prakken