Wien 1938
"Gestrandetes Schiff, Türkei"
Aquarell auf Papier
47,5 x 65 cm (Blattmaß)
Rechts unten signiert: Lotte Berger
Im Laufe der Jahre hat Lotte Berger ein umfangreiches OEuvre von tiefem Symbolgehalt und mit dem omnipräsenten Thema der symbiotischen Durchdringung von Natur, Mensch, Tier und Pflanze kreiert. Mythen, religiöse Themen, der Vordere Orient, Istanbul, fremde Kulturen und indigene Völker üben eine große Anziehungskraft auf die Künstlerin aus, Schönheit und Gefährdung der Schöpfung sind elementare Sujets. Nicht das Abbild, sondern Emotion, Farbenrausch und Träume stehen im Mittelpunkt des oft geheimnisvollen und verschlüsselten künstlerischen Schaffens von Lotte Berger.
,,Meine Liebe zum Orient war eine wichtige Motivation für mich, unmittelbar nach dem Studium in die Türkei zu gehen und das Angebot anzunehmen, an der Kunstakademie in Istanbul eine Lehrtätigkeit auszuüben. Diese Chance, für einige Zeit in einem orientalischen Land zu leben, ließ mich alle Schwierigkeiten überwinden. Als Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft, noch dazu sehr jung, eher klein und zierlich, wie ich war, hatte ich es natürlich nicht ganz leicht, aber es gelang mir durchaus, mich durchzusetzen. Die Arbeit mit den Studenten, der Kontakt mit den Kollegen, vor allem aber die Umgebung, die Farben, das Licht, die Katzen und Hunde im Stadtbild, die Bazare mit ihrem üppigen
Warenangebot, das quirlige Leben und Treiben in der Türkei, all das hat mich sehr inspiriert. Die Buntheit und das ungeordnete Erscheinungsbild Istanbuls, das an jeder Ecke eine neue optische Überraschung bot, diese Formenvielfalt in leuchtenden Farben – all diese faszinierenden Eindrücke führten mich allmählich zur Abstraktion. Die Lebensvielfalt, die in dieser Form bei uns nicht vorhanden ist, ließ sich für mich nur in dichten, farbigen Abstraktionen zum Ausdruck bringen. Meine bis heute andauernde Liebe zu Farben rührt sicher auch aus diesen Erfahrungen in Istanbul her.‘‘ Lotte Berger