Kommode

Josef Hoffmann

1870 Pirnitz - 1956 Wien

Kommode

für die Wohnung Dr. Hermann und Lydia Wittgenstein

Ausführung: Wiener Werkstätte

Nadelholz, weiß und blau lackiert

H 84 cm, B 133,4 cm, T 61 cm

Fachgerecht restauriert

Provenienz:

Dr. Hermann Wittgenstein, Wien
im Erbweg an Friedrich Wittgenstein, Wien
Herbert Asenbaum, Wien
Günther Stefan Asenbaum
Privatsammlung, 1986

Ausstellungen:

Wien, Museen der Stadt Wien, Traum und Wirklichkeit Wien, 1870-1930, 1985

Literatur:

vgl. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XVIII, April-September 1906, Abb. S. 457f.
Ausstellungskatalog "Traum und Wirklichkeit Wien 1870-1930", Museum der Stadt Wien, Wien 1985, S. 411, (ohne Abbildung)
vgl. Ausstellungskatalog "Josef Hoffmann 1870-1956. Fortschritt durch Schönheit. Das Handbuch zum Werk", hrsg. von Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl, Rainald Franz und Christian Witt-Dörring, MAK, Wien 2021/22, Abb. S. 70, Nr. 21

Josef Hoffmann wurde 1870 in Pirnitz (Brtnice) in Mähren geboren. 1892 begann er sein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, in der Klasse von Carl Freiherr von Hasenauer, die 1894 von Otto Wagner übernommen wurde. Drei Jahre später erhielt er den Rompreis für seine Diplomarbeit und begab sich mit Joseph Maria Olbrich auf Studienreise nach Italien. Zur künstlerischen Aufbruchstimmung in Wien vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert trug Josef Hoffmann maßgeblich bei. 1895 schloss sich der Freundeskreis um Hoffmann – darunter Koloman Moser, Joseph Maria Olbrich und Max Kurzweil – zum „Siebener Club“ zusammen, einem avantgardistischen Forum zur Erprobung und Erörterung von neuen Ideen. Im Jahr 1897 zählte Hoffmann zu den Gründungsmitgliedern der „Wiener Secession“, Vereinigung bildender Künstler Österreichs. Im Alter von 29 Jahren übernahm er eine Lehrstelle an der Wiener Kunstgewerbeschule. Bis zu seiner Emeritierung 1936 unterrichtete er an den Abteilungen Architektur, Metallarbeiten, Emailarbeiten und Kunstgewerbe. 1903 gründete Hoffmann gemeinsam mit Koloman Moser und Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätte. Im Rahmen seiner gelebten Idee vom Gesamtkunstwerk fertigte Hoffmann Entwürfe für alle Zweige des Kunstgewerbes an. Seine ganze künstlerische Laufbahn hindurch war er sowohl als Architekt als auch als Designer tätig. Sein Werk umfasst zahlreiche Wohnungseinrichtungen und Bauprojekte, wie das Sanatorium Purkersdorf bei Wien oder das Palais Stoclet in Brüssel, deren Interieurs vollständig von der Wiener Werkstätte möbliert wurden. Hoffmann erlangte mit seinen Entwürfen für Möbel, Gläser, Vasen und Schmuck ebenso wie mit seinen Ausstellungsgestaltungen einen hohen internationalen Bekanntheitsgrad. Er ist vor allem für seine strengen, klaren, geometrischen Entwürfe weltberühmt. Er übte nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der angewandten Kunst aus. Josef Hoffmann starb 1956 in Wien. Die hier gezeigte Kommode entstammt der Wohnung von Dr. Hermannund Lyda Wittgenstein.
Ganz dem Konzept der hygienischen Moderne folgend ist das Möbelstück in Blau und Weiß gehalten.1

1 vgl. Rainald Franz in: Ausstellungskatalog „Josef Hoffmann. Hans Ofner“,
Galerie bei der Albertina - Zetter, Wien 2022, S. 14